Matthias Mertens
zertifizierter Sachverständiger für Immobilienbewertung

Das Sachwertverfahren: So ermitteln Sie Ihre Grundsteuer korrekt

In diesem Artikel erfahren Sie, wie das Sachwertverfahren zur Berechnung Ihrer Grundsteuer angewendet wird. Es betrifft insbesondere Geschäftsgrundstücke und gemischt genutzte Objekte. Sie lernen, welche Faktoren wie Normalherstellungskosten, Baupreisindex und Alterswertminderung entscheidend sind, um den Grundsteuerwert zu ermitteln. Wissen ist Macht: Ein fundiertes Verständnis dieses Verfahrens kann Ihnen helfen, Ihre Steuerlast besser zu planen und Überraschungen zu vermeiden.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Sachwertverfahren: Das Verfahren zur Ermittlung des Grundsteuerwerts basiert auf der Berechnung des Gebäudesachwerts und des Bodenwerts.
  • Normalherstellungskosten: Diese werden für die Berechnung des Gebäudesachwerts herangezogen und variieren je nach Gebäudeart und Baujahr.
  • Alterswertminderung: Die Alterswertminderung wird vom Gebäudenormalherstellungswert abgezogen und ist auf maximal 70 % begrenzt.

Grundlagen des Sachwertverfahrens

Definition des Sachwertverfahrens

Das Sachwertverfahren ist ein Bewertungsverfahren zur Ermittlung des Grundsteuerwertes für verschiedene Arten von Grundstücken, insbesondere für Geschäftsgrundstücke und gemischt genutzte Immobilien. Dabei werden der Gebäudesachwert und der Bodenwert kombiniert, um einen vorläufigen Sachwert zu bestimmen, der Grundlage für die Berechnung der Grundsteuer ist.

Anwendungsbereiche des Sachwertverfahrens bei der Grundsteuer

Die Grundsteuer wird nach dem Sachwertverfahren bei Geschäftsgrundstücken, Teileigentum, und gemischt genutzten Grundstücken angewendet. Besonders relevant sind kombinierten Wohn-/Geschäftshäuser mit einem Wohnflächenanteil zwischen 20 und 80 %, sowie sonstige bebaute Grundstücke.

In diesem Verfahren ist es entscheidend, die Hauptnutzung des Gebäudes zu berücksichtigen, um eine genaue Bewertung zu gewährleisten. Die Normalherstellungskosten und der Baupreisindex fließen ebenso in die Berechnung ein, was bedeutet, dass Sie auch die historische Entwicklung der Baupreise in Ihre Berechnungen einbeziehen müssen. Die ermittelten Werte sind entscheidend für die Berechnung des Grundsteuermessbetrags und letztlich der zu zahlenden Grundsteuer. Eine präzise Bewertung ist somit für Steuerpflichtige von großer Bedeutung, um ungerechtfertigte Steuerbelastungen zu vermeiden.

Ermittlung des Grundsteuerwerts im Sachwertverfahren

Vorläufiger Sachwert des Grundstücks

Um den vorläufigen Sachwert Ihres Grundstücks zu ermitteln, addieren Sie den Gebäudesachwert und den Bodenwert. Der Gebäudesachwert wird dabei auf Basis des Gebäudenormalherstellungswerts, unter Berücksichtigung der Alterswertminderung, und der Bodenwert ergibt sich aus dem Produkt von Bodenrichtwert und Grundstücksfläche. Diese Schritte sind entscheidend, um den ersten Wert für die Grundsteuerberechnung zu erhalten.

Wertzahl und ihre Bedeutung

Die Wertzahl spielt eine zentrale Rolle in der Ermittlung des Grundsteuerwerts. Sie ist ein Faktor, der den vorläufigen Sachwert Ihres Grundstücks multipliziert, um den endgültigen Grundsteuerwert zu bestimmen. Die Höhe der Wertzahl hängt von der Höhe des vorläufigen Sachwerts ab und beeinflusst somit maßgeblich die künftigen Steuerzahlungen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Wertzahl nicht konstant ist, sondern je nach Marktentwicklung und Bewertungseinstufung variieren kann. Eine höherer vorläufiger Sachwert kann zu einer höheren Wertzahl führen, was wiederum Ihre Steuerlast erhöht. Daher sollten Sie Aufmerksamkeit auf die Veränderungen im Grundstückswert und der entsprechenden Wertzahl legen, um besser planen zu können und unerwartete Steuererhöhungen zu vermeiden.

Berechnung des Gebäudesachwerts

Erforderliche Angaben

Für die Berechnung des Gebäudesachwerts sind bestimmte Angaben erforderlich. Hierzu gehören die Gebäudeart, das Alter des Gebäudes, die Gesamtnutzungsdauer, die Normalherstellungskosten des Gebäudes, der Baupreisindex sowie die Bruttogrundfläche des Gebäudes. Diese Informationen sind entscheidend, um zu einem präzisen Wert zu gelangen.

Normalherstellungskosten

Die Normalherstellungskosten (NHK) sind nicht von den tatsächlichen Kosten abzuleiten, sondern basieren auf den gewöhnlichen Herstellungskosten und variieren je nach Gebäudeart und Baujahr. Diese Werte sind in der Anlage 42 des Bewertungsgesetzes festgelegt und spielen eine zentrale Rolle in der Wertermittlung.

Es ist wichtig, dass Sie die richtigen Normalherstellungskosten für Ihre Immobilie ermitteln, da diese direkt den Gebäudenormalherstellungswert beeinflussen. Für gemischt genutzte Grundstücke beispielsweise werden spezifische Werte vorgegeben: Für Baujahre vor 1995 liegen diese bei 695 Euro/qm, während sie für Baujahre ab 2005 auf 1.118 Euro/qm steigen. Dies kann erhebliche Auswirkungen auf den finalen Gebäudesachwert haben, da eine präzise Erfassung hier entscheidend ist, um Überraschungen während des Bewertungsprozesses zu vermeiden.

Bestimmung der Bruttogrundfläche (BGF)

Definition und Ermittlung der BGF

Die Bruttogrundfläche (BGF) umfasst die Summe aller marktbasiert nutzbaren Grundflächen eines Bauwerks. Diese werden gemäß DIN 277-1: 2005-02 ermittelt, wobei nicht nur die Grundflächen der verschiedenen Ebenen, sondern auch deren konstruktive Umschließungen berücksichtigt werden. Bei der Berechnung werden die tatsächlichen Maße der waagerechten Flächen sowie die vertikale Projektion von schräg liegenden Flächen verwendet.

Berücksichtigte und nicht berücksichtigte Flächen

In Ihrer Berechnung der BGF müssen Sie sowohl berücksichtigte als auch nicht berücksichtigte Flächen differenzieren. Für die Berechnung der BGF ist es entscheidend, die richtigen Flächen zu erfassen. So werden nutzbare Dachgeschossflächen vollständig eingerechnet, während dafür Kriechkeller, Kellerschächte, Außentreppen, nicht nutzbare Dachflächen, und Balkone nicht berücksichtigt werden. Diese Unterscheidung ist wichtig, um den Sachwert Ihres Grundstücks genau zu bestimmen, da die BGF direkt in die Berechnungen zu den Herstellungskosten Ihres Gebäudes einfließt. Achten Sie darauf, die Flächen sorgfältig zu erfassen, um spätere negative Auswirkungen auf die Steuerwerte zu vermeiden.

Alterswertminderung

Berechnung der Alterswertminderung beim Sachwertverfahren

Die Alterswertminderung wird ermittelt, indem das Alter Ihres Gebäudes im Hauptfeststellungszeitpunkt durch die typisierte wirtschaftliche Gesamtnutzungsdauer geteilt wird. Diese Berechnung ergibt den prozentualen Anteil, um den der Gebäudenormalherstellungswert reduziert wird. Beachten Sie, dass die Alterswertminderung auf maximal 70 % des Gebäudenormalherstellungswerts begrenzt ist.

Einfluss auf den Gebäudesachwert

Die Alterswertminderung hat einen entscheidenden Einfluss auf Ihren Gebäudesachwert. Sie reduziert den Wert, der aus den Normalherstellungskosten hervorgeht, und führt damit zu einer Verringerung des Grundsteuerwerts. Ein höherer Alterswert, also eine größere Alterswertminderung, kann somit Ihre Steuerlast reduzieren.

Ein Beispiel für das Sachwertverfahren bei der Grundsteuer: Wenn Ihr Gebäude beispielsweise 42 Jahre alt ist und eine Gesamtnutzungsdauer von 80 Jahren hat, beträgt die Alterswertminderung 52,5 %. Dies wird berechnet, indem das Alter des Gebäudes (42 Jahre) durch die Gesamtnutzungsdauer (80 Jahre) geteilt und mit 100 multipliziert wird. Das Ergebnis zeigt, dass mehr als die Hälfte des ursprünglichen Wertes durch die Alterswertminderung abgezogen wird, was sich direkt auf den Gebäudesachwert und folglich auf den Grundsteuerwert auswirkt. Ein niedrigerer Gebäudesachwert kann zu einer niedrigeren Steuerlast führen, weshalb es wichtig ist, diese Faktoren bei der Berechnung Ihrer Grundsteuer zu berücksichtigen.

Integration von Grund und Boden

Bodenrichtwert und Grundstücksfläche

Um den Bodenwert zu ermitteln, ist der Bodenrichtwert maßgeblich, der den Wert eines Grundstücks pro Quadratmeter angibt. Sie müssen diesen Wert mit der Grundstücksfläche multiplizieren, um den Gesamtwert für den Boden zu berechnen. Diese Werte sind entscheidend, da sie zusammen mit dem Gebäudesachwert den vorläufigen Sachwert Ihres Grundstücks bilden.

Gesamtberechnung des Grundsteuerwerts

Die gesamte Berechnung des Grundsteuerwerts erfolgt durch die Addition des Gebäudesachwerts und des Bodenwerts. Der vorläufige Sachwert wird anschließend mit der Wertzahl multipliziert, die abhängig von der Höhe des vorläufigen Sachwerts ist. Dies ist ein wichtiger Schritt für die endgültige Bestimmung Ihrer Grundsteuer.

In der Gesamtberechnung des Grundsteuerwerts ist es entscheidend, den Bodenrichtwert und die Grundstücksfläche präzise zu bestimmen, da sie einen erheblichen Einfluss auf den endgültigen Wert haben. Ihren Gebäudesachwert ermitteln Sie durch Multiplikation der Normalherstellungskosten mit dem Baupreisindex und der Bruttogrundfläche. Der Grundsteuerwert ergibt sich durch die Addition des Gebäudesachwerts und des Bodenwerts, gefolgt von der Anwendung der Wertzahl. Diese Schritte sind entscheidend, um eine korrekte und faire Besteuerung zu gewährleisten.

Fazit

Das Sachwertverfahren zur Berechnung der Grundsteuer hat sich als ein umfassendes und strukturiertes Verfahren etabliert, das Ihnen ermöglicht, den Grundsteuerwert Ihres Grundstücks präzise zu ermitteln. Durch die Berücksichtigung verschiedener Faktoren wie Normalherstellungskosten, Baupreisindex und Alterswertminderung können Sie den Wert Ihrer Immobilie realistisch einschätzen.

Ein wichtiger Aspekt, den Sie im Hinterkopf behalten sollten, ist, dass die Alterswertminderung bis zu 70 % des Gebäudenormalherstellungswerts betragen kann. Das bedeutet, dass das Alter Ihres Gebäudes einen erheblichen Einfluss auf den Gebäudesachwert hat. Damit Sie Ihre Steuerlast optimal planen, ist es entscheidend, alle erforderlichen Daten wie das Baujahr, die Bruttogrundfläche und die Gesamtnutzungsdauer genau zu erfassen und zu verstehen.

Darüber hinaus ist die Berücksichtigung des Bodenrichtwertes und der entsprechenden Wertzahl für die finale Berechnung des Grundsteuerwerts von großer Bedeutung. Diese Parameter können je nach Region und Marktbedingungen variieren, sodass es ratsam ist, sich über die aktuellen Werte zu informieren.

Insgesamt bietet das Sachwertverfahren eine transparente Methode zur Berechnung der Grundsteuer, die sowohl Risiken als auch Chancen birgt. Durch ein fundiertes Verständnis der Faktoren, die den Wert Ihres Grundstücks beeinflussen, sind Sie in der Lage, informierte Entscheidungen zu treffen und Ihre steuerlichen Pflichten effizient zu verwalten.

Fragen rund um das Thema: Sachwertverfahren Grundsteuer

1. Wann wird das Sachwertverfahren und wann das Ertragswertverfahren zur Berechnung der Grundsteuer angewendet?

Das Ertragswertverfahren wird vorwiegend bei der Bewertung von Immobilien verwendet, die zur Erzielung von Mieteinnahmen genutzt werden, oder bei Immobilien, die hauptsächlich von Kapitalanlegern interessant sind. Dazu zählen insbesondere Ein- und Zweifamilienhäuser, Mietwohngrundstücke und Wohnungseigentum. Bei diesen Objekten ist der Ertrag, den die Immobilie abwirft, ein wesentlicher Faktor für die Bewertung, da der Wert der Immobilie maßgeblich durch die zu erwartenden Mieteinnahmen bestimmt wird.

Im Gegensatz dazu kommt das Sachwertverfahren zum Einsatz, wenn es sich um Grundstücke und Immobilien handelt, für die keine ausreichenden Vergleichswerte vorliegen oder die Ertragswerte nicht relevant sind. Dazu gehören Geschäftsgrundstücke, gemischt genutzte Grundstücke, Teileigentum und andere bebaute Grundstücke. Dieses Verfahren wird besonders relevant, wenn vergleichbare Verkaufs- oder Mietpreise fehlen, sodass der Sachwert der baulichen Anlage auf Grundlage der Herstellungskosten und der Alterswertminderung berechnet wird.

2. Was ist vorteilhafter: das Ertragswertverfahren oder das Sachwertverfahren?

In der Praxis zeigen sich oft Unterschiede zwischen den Bewertungsverfahren. Vergleichs- und Sachwertverfahren führen häufig zu höheren Wertansätzen, da sie den tatsächlichen Wert der Immobilie in der Regel eher widerspiegeln. Diese Verfahren berücksichtigen sowohl die aktuellen Marktbedingungen als auch den Zustand und die Merkmale der Immobilie detailliert. Im Vergleich dazu tendiert das Ertragswertverfahren, das auf den zukünftigen Erträgen basiert, oft zu niedrigeren Werten, besonders wenn die Immobilie nicht optimal vermietet ist oder wenn die Mietrenditen eher niedrig sind. Das Ertragswertverfahren wird daher in der Regel bei renditeorientierten Objekten angewendet, wo die Bewertung auf den prognostizierten Erträgen basiert.

3. Wann sollte das Sachwertverfahren angewendet werden?

Das Sachwertverfahren ist besonders geeignet, wenn es an ausreichenden Vergleichswerten fehlt. Dies ist häufig der Fall, wenn keine vergleichbaren Immobilien auf dem Markt vorhanden sind oder wenn die ortsüblichen Mieten schwer zu ermitteln sind. Das Verfahren konzentriert sich auf die bauliche Substanz der Immobilie und nicht auf den Grundstückswert selbst. Es berücksichtigt die Normalherstellungskosten, die für den Neubau eines vergleichbaren Objekts erforderlich wären, und passt diesen Wert durch den Baupreisindex an. Die Alterswertminderung, die den Wertverlust durch das Alter der Immobilie berücksichtigt, wird vom Gebäudesachwert abgezogen, um den tatsächlichen Wert der Immobilie zu ermitteln.

4. Wie wird das Sachwertverfahren berechnet?

Beim Sachwertverfahren wird der Gebäudesachwert berechnet, indem die Normalherstellungskosten, angepasst an den Baupreisindex, mit der Bruttogrundfläche der Immobilie multipliziert werden. Die Formel lautet: Sachwert = (Bodenwert + Gebäudesachwert) × Marktanpassungsfaktor. Der Bodenwert wird durch Multiplikation des Bodenrichtwerts mit der Grundstücksfläche ermittelt. Der Marktanpassungsfaktor korrigiert den errechneten Sachwert, um ihn an die realen Marktbedingungen anzupassen. Dieser Faktor kann variieren, abhängig von der Marktlage und anderen Einflussfaktoren.

5. Was ist der Unterschied zwischen dem Sachwertverfahren und dem Ertragswertverfahren?

Der Hauptunterschied zwischen dem Sachwert- und dem Ertragswertverfahren liegt in der Bewertungsgrundlage. Das Sachwertverfahren basiert auf den Kosten für den Neubau der Immobilie, unter Berücksichtigung der Alterswertminderung und der aktuellen Baupreisindizes. Es dient insbesondere zur Bewertung von Immobilien, bei denen keine Vergleichswerte oder Ertragswerte vorliegen. Im Gegensatz dazu verwendet das Ertragswertverfahren die Mieteinnahmen, die die Immobilie erwirtschaftet, als Basis für die Bewertung. Dieses Verfahren ist besonders bei Kapitalanlegern von Bedeutung, da es den Wert der Immobilie auf Basis der zukünftigen Erträge berechnet.

6. Warum wird das Sachwertverfahren verwendet?

Das Sachwertverfahren wird vor allem bei Immobilien angewendet, die selbstgenutzt sind oder bei denen Vergleichswerte nicht verfügbar sind. Es bietet eine detaillierte Bewertung auf Basis der Herstellungskosten der baulichen Anlage und der Alterswertminderung, um den Wert der Immobilie zu bestimmen. Der Marktanpassungsfaktor wird verwendet, um den berechneten Sachwert an die aktuellen Marktbedingungen anzupassen, was hilft, den tatsächlichen Wert der Immobilie genauer zu erfassen.

7. Welches Bewertungsverfahren ist für ein Einfamilienhaus geeignet?

Für Einfamilienhäuser können sowohl das Vergleichswertverfahren als auch das Sachwertverfahren zur Anwendung kommen. Das Vergleichswertverfahren ist ideal, wenn vergleichbare Kaufpreise von ähnlichen Einfamilienhäusern vorliegen, da es auf realen Marktverhältnissen basiert. Wenn jedoch keine ausreichenden Vergleichswerte vorhanden sind oder das Einfamilienhaus spezifische Merkmale aufweist, die eine Vergleichbarkeit erschweren, wird das Sachwertverfahren verwendet. Dieses Verfahren berechnet den Wert auf Basis der Herstellungskosten und der Alterswertminderung der Immobilie.

8. Wann sollte das Ertragswertverfahren angewendet werden?

Das Ertragswertverfahren ist besonders dann anzuwenden, wenn die Immobilie hauptsächlich als Kapitalanlage genutzt wird. Dies trifft häufig auf Mehrfamilienhäuser oder vermietete Wohnungen zu, bei denen die Mieteinnahmen den zentralen Wertfaktor darstellen. Bei dieser Methode wird der Wert der Immobilie auf Basis der zukünftigen Erträge aus Vermietung berechnet, was für Investoren und Kapitalanleger von besonderer Bedeutung ist.

9. Was ist höher: der Verkehrswert oder der Ertragswert?

Der Verkehrswert einer Immobilie stellt oft einen Mischwert aus dem realen Wert und dem Ertragswert dar. Er berücksichtigt sowohl den aktuellen Marktwert als auch die zukünftigen Erträge, die die Immobilie abwerfen kann. Der Ertragswert ist hingegen spezifisch auf die zukünftigen Mieteinnahmen fokussiert und kann daher niedriger sein als der Verkehrswert, insbesondere wenn die Immobilie nicht optimal vermietet ist oder wenn die Renditeerwartungen gering sind.

10. Wie ermittelt das Finanzamt den Wert eines Hauses?

Das Finanzamt ermittelt den Wert eines Hauses hauptsächlich durch den Bodenrichtwert, der von Gutachterausschüssen festgelegt wird. Bei der Bewertung von Wohngrundstücken wird die durchschnittliche Nettokaltmiete, die aus dem Mikrozensus abgeleitet wird, berücksichtigt. Diese Miete wird in verschiedene Mietniveaustufen gegliedert, um eine gerechte und marktgerechte Bewertung der Immobilie zu gewährleisten.

11. Wie wird der Sachwertfaktor ermittelt?

Der Sachwertfaktor wird berechnet, indem der Kaufpreis der Immobilie durch den vorläufigen Sachwert geteilt wird. Beispielsweise, wenn der Kaufpreis 270.000 Euro beträgt und der vorläufige Sachwert 300.000 Euro beträgt, würde der Sachwertfaktor 0,9 betragen. Aufgrund gesetzlicher Anpassungen kann dieser Faktor jedoch um 0,4 Punkte erhöht werden. Mit einem Sachwertfaktor von 1,3 liegt der marktangepasste Sachwert bei 390.000 Euro (300.000 Euro × 1,3).

12. Wann wird das Sachwertverfahren eingesetzt?

Das Sachwertverfahren wird immer dann eingesetzt, wenn keine Vergleichswerte verfügbar sind oder wenn die Immobilie nicht zur Ertragsgenerierung genutzt wird. Es dient dazu, den Sachwert der baulichen Anlage zu bestimmen, indem die Herstellungskosten und die Alterswertminderung berücksichtigt werden. Dieses Verfahren wird oft bei selbstgenutzten Immobilien verwendet, bei denen keine vergleichbaren Miet- oder Kaufpreise vorliegen.

13. Ist der Grundsteuerwert identisch mit dem Verkehrswert?

Der Grundsteuerwert wird nach dem Bewertungsgesetz ermittelt und ist nicht direkt mit dem Verkehrswert gleichzusetzen. Der Verkehrswert basiert auf dem Baugesetzbuch und berücksichtigt die Marktbedingungen und den Zustand der Immobilie. Der Grundsteuerwert hingegen wird durch spezifische Bewertungsverfahren wie das Sachwertverfahren oder das Ertragswertverfahren bestimmt, die für steuerliche Zwecke angepasst werden und nicht immer den tatsächlichen Marktwert widerspiegeln.

Quellen:

Verordnung über die Grundsätze für die Ermittlung der Verkehrswerte von Immobilien und der für die Wertermittlung erforderlichen Daten (Immobilienwertermittlungsverordnung - ImmoWertV)

Nachrichten zum Thema: Sachwertverfahren Grundsteuer

Hinweise zum Grundsteuerwertbescheid (Sachwertverfahren)

Berechnung der Bruttogrundfläche (BGF) nach DIN 277 Teil 1

Wissenswertes zum Sachwertverfahren Grundsteuerreform

BORIS-D Bodenrichtwertinformationssystem für Deutschland

Die Grundsteuerreform: Alles, was Grundstückseigentümer jetzt wissen müssen 2022, Wolters Kluwer Steuertipps, ISBN:9783965332270, 3965332279

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